Eins ist klar: Auch mit 44 will ich unbedingt nochmal studieren. Diesmal was interessantes. Was handfestes. Einen Studiengang, bei dem man wirklich etwas lernt, das man sich nicht unbedingt durch ein bißchen Literatur aneignen kann. Und damit fallen quasi schon alle Geisteswissenschaften raus. Klar, es wäre naheliegend gewesen, einen Master in BWL zu machen. Denn mein FH-Diplom gilt rein theoretisch nur als Bachelor-Abschluss. Aber hey, das hat keinen Mehrwert für mich. Eine Karriere als BWLerin habe ich bereits hinter mir.

Geisteswissenschaften oder was Anspruchsvolles?

Und Kunstgeschichte, Politikwissenschaften, Anglistik und Philosophie mag zwar super interessant sein, aber halt auch wieder nur hauptsächlich schöngeistig. Auch wenn man danach ein ganzes Stück gebildeter ist – sind die gewonnenen Kenntnisse wirklich irgendwie von Nutzen? Ich bin ja selbst BWLerin und weiß: ein Studium der Geisteswissenschaften ist jetzt nicht trivial. Trotzdem kann man sich vieles durch lesen entsprechender Literatur oder learning-on-the-job selbst aneignen. Für viele geisteswissenschaftliche Jobs braucht es nicht wirklich ein entsprechendes Studium. Die vielen Quereinsteiger, die ich in typischen BWLer-Jobs kennengelernt habe, bestätigen das.

Die Ausnahme bildet da vielleicht noch Jura. Aber das Jura-Studium ist mir zu einseitig, zu wenig interdisziplinär. Und im Grunde fällt es mir schwer, vor einem Studium Respekt zu haben, das keinerlei Kenntnisse in Mathematik erfordert – ohne den enormen Lernaufwand fürs Staatsexamen klein reden zu wollen.

Naturwissenschaften oder Technik?

Naja, wenn alle Geisteswissenschaften raus fallen, bleiben nur die Naturwissenschaften oder Ingenieurstudiengänge übrig. Und da ich nicht an der 3 % Hürde für Zweitstudienbewerber scheitern möchte, bleiben davon nur jene, die zulassungsfrei sind.

Also verbrachte ich viel Zeit auf der Homepage der Uni meines Wohnorts und nahm jeden in Frage kommenden Studiengang genau unter die Lupe. Schnell war klar, dass mir rein naturwissenschaftliche Studiengänge zu einseitig waren. Ich bin vielseitig interessiert und habe gerne den Überblick. Sich in Details einer einzigen Fragestellung zu verlieren ist nicht mein Ding. Das führte mich ziemlich schnell zu den Ingenieurstudiengängen. Noch besser: Interdisziplinäre Ingenieurstudiengänge mit naturwissenschaftlichem Ansatz. Bingo.

Ein bißchen  was von allem: Chemie, Biologie, Physik und Technik

Meine Wahl fiel letztendlich auf einen Studiengang im Schnittpunkt der Ingenieurwissenschaften mit den Naturwissenschaften. Und was kann man damit machen? Zum Beispiel funktionale Lebensmittel entwickeln. Oder neue Medikamente und Herstellungsverfahren sowie kleine medizinische Geräte. Grundsätzlich geht es um die Gestaltung von Produktionsprozessen und von Produkten, die der Gesundheit des Menschen dienen. Geil.

Dazu braucht es Verfahrenstechnik, etwas Maschinenbau, Lebenswissenschaften, Chemie, Physik, Mathematik und ein wenig Informatik. Ich finde das eine coole Mischung. Im Wintersemester geht’s los. Gemeinsam mit meinem Sohn also. Denn der macht gerade Abitur und wird im Herbst die gleiche Uni und die gleiche Fakultät besuchen. Wenn auch einen anderen Studiengang.